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„Das darf nicht wahr sein, was in einer Einrichtung in Potsdam passiert ist!“

Es ist Freitag Nachmittag.

Aber ich komme nicht zur Wochenend-Ruhe.

Meine Unterstützerin hat heute eigentlich frei.

Aber das ist jetzt wichtiger.

Ich rufe meine Unterstützerin an und frage:

Kannst du meine Gedanken bitte auf-schreiben?

Sie macht ihren Computer an und schreibt meine Worte auf.

Das sind meine Gedanken:

Ich habe von der schlimmen Sache aus Potsdam gehört.

In einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen wurden 4 Menschen getötet.

Und eine Frau mit Behinderung wurde stark verletzt.

Von einer Mitarbeiterin aus der Einrichtung.

Gestern habe ich diese schlimme Nachricht gehört.

Seit gestern werde ich immer trauriger und un-ruhiger.

Es darf nicht sein:

Dass Personal Menschen tötet und verletzt.

Ich arbeite seit 20 Jahren bei Mensch zuerst.

Und setze mich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein.

Aber so etwas Schlimmes habe ich bisher noch nicht gehört.

Das Personal in den Einrichtungen muss viel mehr aufpassen :

Was passiert bei uns in der Einrichtung?

Ich denke seit gestern immer an die Bewohner und Bewohnerinnen aus der Einrichtung.

Sie wohnten vielleicht direkt neben den Opfern.

Oder sogar mit ihnen in einem Zimmer.

Wie müssen sich die Bewohner und Bewohnerinnen fühlen?

Wie geht es den Bewohnern und Bewohnerinnen jetzt?

Haben sie Angst, dass sie morgen die Nächsten sind?

In manchen Medien wird gesagt:

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind die Opfer.

Das sehe ich anders.

Es wird geschrieben:

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können noch nicht trauern.

Weil sie sich um die Bewohner und Bewohnerinnen kümmern müssen.

Ich frage mich:

Wie viele Leute haben in Potsdam in der Einrichtung wieder einmal weg-geguckt?

Dass so etwas schlimmes passieren konnte.

Ich wünsche den Angehörigen und Bewohnern und Bewohnerinnen viel Kraft für diese schwere Zeit.

Ich wünsche mir von der Politik und allen Bürger und Bürgerinnen:

Es muss mehr aufgepasst werden.

Kein Mensch darf mehr weg-gucken.

Wir haben alle eine Verantwortung für den Menschen neben uns.

Der Text ist von Stefan Göthling